- Voitsberg
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mayor = Ernst Meixner (SPÖ )
website = [http://www.voitsberg.at www.voitsberg.at]Voitsberg is a small city in the district of Voitsberg in
Styria ,Austria , with a population of 10,074, as of 2001. It grew upon theSt. Margaret church at theTregistbach river and was first mentioned in 1245. Remains of the Greisenegg palace and Obervoitsberg castle can be seen. Other objects of interest are its Rathaus Voitsberg, designed by celebrity architectArik Brauer . Voitsberg is connected by rail toKöflach .Gertrud, Herzogin von Oesterreich
I. Teil: Die letzte Babenbergerin Herzogin ohne Land und kaiserlose Zeit: "Viel Unbill geschah" und der Knüppel regierte. Schwer lastet die harte Faust der Ungarn auf dem Lande.
Es war einmal. So beginnen alle Märchen. So enden sie. Es war einmal eine Herzogin ohne Land, die in Voitsberg residierte. Sie war die letzte Babenbergerin und hieß Gertrude von Mödling. Das ist kein Märchen. Das war Wirklichkeit. Vor genau 704 Jahren wurde Gertrudens Sohn Friedrich von Baden in Neapel hingerichtet. Ganz Voitsberg trauerte. Gertrude wurde vom König in Acht und Bann getan. Sie floh nach Sachsen und ging ins Kloster. Die Tochter blieb in Voitsberg. Wie war das alles so gekommen? Redakteur Helfried Patz beantwortet im folgenden all die Fragen nach dem Wie und Warum.
Vor genau 800 Jahren baute der landesfürstliche Ministeriale Gottfried von Dürnstein aus dem Geschlecht der Wildoner eine Feste und nannte sie Voitesperch (Vogtberg).
Damit stand die wichtige steirische Weinhandelsstraße unter der Aufsicht des Landesfürsten. Soweit gut, soweit recht. Dann wurde der nächste Schritt getan: denn schon vor 725 Jahren steht unter dieser Feste, der heutigen Ruine Ober - Voitsberg, eine Stadt, mit Mauern, Türmen und Toren, Voytsperch genannt. Sie besitzt einen Pranger (Stock), eine Folterkammer und einen Galgen. Ein starkes Bürgertum blüht in ihr auf: Richter, Beamte, wohl auch Angestellte der Klöster, die in der Nähe Besitzungen haben, Handwerker, Handelsleute, Mauteinnehmer, wer durch Voitsberg wollte, mußte Maut und Waggeld zahlen. Auch "vest Voitsperg enhalben der Kaynach" (Greisenegg) stand schon da, furchterregend und abwehrbereit.
Nehmt alles nur in allem: Ein aufstrebendes Gemeinwesen bot sich schon vor 725 Jahren dar, mit selbständiger Gerichtsbarkeit in allen bürgerlichen Angelegenheiten und Strafsachen, mit Handelsrechten im ganzen Bezirk, mit einem landesfürstlichen Amte, dem mehr als zweihundert Bauernhöfe untertan sind. Aber die Einkünfte des Amtes Voitsberg sowie die aus der Stadtmaut und dem Gerichte flossen nicht immer in die Kasse des Landesfürsten, sie wurden oft verpfändet. In den Jahren 1254 bis 1270 wurden sie der Herzogin Gertrude zugewiesen, einer Nichte des letzten Babenbergers Friedrich des Streitbaren. Sie wohnte gerne mit ihren Kindern, der Tochter Agnes und dem Sohn Friedrich, in dem stolzen Voitesperch.
Wir schreiben das Jahr 1246. Am 15. Juni fällt Herzog Friedrich der Streitbare, ein hochfahrender, gewalttätiger und grausamer Fürst, in der siegreichen Schlacht an der Leitha gegen die Ungarn. Er ist der letzte männliche Babenberger. Da er weder Söhne noch Töchter hinterläßt, sind die Herzogtümer Österreich und Steiermark erledigte Reichslehen, über die der Kaiser zu verfügen hat.
So verhaßt auch der harte und streitbare Herzog Friedrich ("Ordnung regiert die Welt und der Knüppel den Hund") bei seinen steirischen Untertanen war, sein Tod wird doch vielfach beklagt: denn ungewiß ist nun das Schicksal des Landes, über das sich bald die ersten sich verdunkelnden Schatten legten. Die Zeit der Herrscherlosigkeit beginnt, eine fürchterliche Unordnung herrscht. "Unordnung und frühes Leid".
Verlangend schielt der Ungar nach dem Lande, in dem keiner ist, den Heerbann zu führen. Von der anderen Seite schielt Ottokar von Böhmen herüber.
Der steirische Adel nutzt diese Zeit, während welcher das Land ohne Herrn ist, und bemächtigt sich verschiedener Kirchengüter, reißt den Zehenten an sich und fordert willkürliche Abgaben. "Damals geschah", klagt Ulrich von Lichtenstein, "viel Unbill; Tag und Nacht geschahen Räubereien, so daß viele Dörfer verwüstet wurden." Um sich den angemaßten Besitz zu sichern, führt der Adel zahlreiche Burgen auf. Es geht hitzig zu. Man erzielt keine Einigung. Soll's Bürgerkrieg, Parteienkrieg geben? Es sieht so aus.
Gertrude hat sich inzwischen mit dem Markgrafen Wladislav von Mähren vermählt. Sie hat zwar kein Anrecht auf das Herzogtum Steiermark, aber sie nimmt dennoch ein solches in Anspruch. Sie kämpft um "ihr" Land. Vergebliche Mühe ... Sehr bald schon Witwe geworden, heiratet sie zum zweitenmal, nunmehr den Markgrafen Hermann VI. von Baden, doch findet dieser in der Steiermark kaum einen Anhang. Auch der Kaiser erkennt ihn nicht als Herzog an, sondern schickt einen Statthalter in die grüne Mark: den Grafen Meinhard von Görz. Man merke sich diesen Namen. Von ihm wird noch die Rede sein.
Anno 1250 war der geniale Stauferkaiser Friedrich II., der letzte wahre Herrscher des christlich - römisch - deutschen Imperiums in Europa, dahingegangen. Im selben Jahr stirbt auch Hermann von Baden. Gertrude ist wiederum Witfrau. Gleichfalls im Jahre des Faustrechtes 1250 greifen die Ungarn unter ihrem König Bela mit gierigen Händen nach der Steiermark, sehr zum Verdruß des steirischen Herrentums. Die Grenzstadt Pettau, die sich aus der Machtentfaltung des fehdelustigen Erzbistums Salzburg entwickelt hat, wird vom König Bela erobert, desgleichen die Burg Krieglach. Der Ungarnkönig will Herzog von Steiermark werden; er überredet die verwitwete Gertrude zur Verehelichung mit seinem Verwandten Roman. Gleichzeitig überzieht er den Böhmenkönig Ottokar, der seit 1251 bereits Herzog von Österreich ist und sich somit auch als Herzog von Steiermark betrachtet, mit Krieg; in Niederösterreich und in Mähren kommt es zu erbitterten Kämpfen. Gertrude wittert Morgenlust! Sie hofft, daß Ottokar eins aufs Dach bekommt. Er soll sich gefälligst um andere kümmern, aber nicht um die Steiermark.
Nun unternimmt der Papst vermittelnde Schritte. Anno 1254 wird endlich in Ofen (Budapest) Frieden geschlossen: König Bela IV. erhält die Steiermark. Schweinerei! Friedrich der Babenberger würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das wüßte. Gertrude, die von ihrem dritten Gatten verlassen worden war, bekommt neben Judenburg, Knittefeld, Leoben und Grazlupp (bei Neumarkt) aus Voitsberg zur Nutznießung zugewiesen. In Voitsberg hält sie ihren herzoglichen Hof, im Sommer bisweilen auch in der Herzogsburg zu Judenburg. Da wie dort erfreut sie sich der guten Entwicklung ihrer zwei gesunden Kinder: Agnes und Friedrich von Baden.
Herr über die Steiermark ist König Bela. Er setzt als neuen Statthalter von Steiermark den Banus von Slawonien ein, der seinen Sitz in Graz nimmt. Sein Nachfolger wird Belas Sohn Stephan und mit ihm die Steiermark das Nebenland eines Reiches, das in jeder Beziehung weit hinter den kultivierten Ländern Europas zurücksteht. Es ist eine Schmach. Pfui, Schande! Der steirische Adel tobt. Den Magyaren wollen wir Beine machen!
In Voitsberg wohnen Gertrude und ihre Kinder nicht in einem der beiden Schlösser, die damals noch höchst unwirtlich waren, sondern im "nydern havs", Wohnhaus des Landesfürsten, das am Stadtplatze lag (wahrscheinlich dort, wo heute das Haus Pirker steht). Hier, auf dem holperigen Katzenkopfpflaster innerhalb der Stadt, spielen Agnes und Friedrich von Baden mit den gutartigen und auch unartigen Nachbarskindern. Besonders gern hält sich der junge Friedrich beim "unteren" oder Grazer Stadttor auf, wo der alte Edlinger die Kontrolle über das Haupthaus übte. Die Handelsstraße war die lebendige Ader der Stadt, und herrlich war's, wenn sich ein Fuhrmann, der vermautet werden wollte, breitbeinig hinstellte und den Kreuzschnalzer mit der Peitsche begann: picke packe, picke packe, bum, bum!, daß die Fensterscheiben am Platze klirrten und die Pferde die Ohren schüttelten.
Friedrichs Mutter, Gertrude, gab sich noch immer den Schein einer Herzogin von Steiermark. Sie bestätigt und gibt landesfürstlichen Holden, die in der Teigitsch (Herzogenberg), im Gößniztal, in der Graden, im Kainach und Södingtale und bei Gaisfeld saßen, Güter zu Lehen. Sie sonnt sich im Glanze ihrer Scheinregierung. In den Urkunden, die sie ausstellt, werden (nach Hans Pirchegger) als Zeugen genannt: Wulfing von Hanau, dessen Hof nahe Voitsberg auf der sogenannten Karmeliterwiese stand, wahrscheinlich der Burggraf von Ober Voitsberg; ferner Walter Schratt, der in Gaisfeld, Söding, Puchbach und Tregist begütert war; der Kellermeister Konrad und sein Bruder Walter; ein andermal Konrad von Reisach, dessen Burg auf dem Gasselberg bei Krems horstete, und Billung von Kainach der gleichfalls in Söding und Tregist Lehen vom Herzog besaß. Alle waren kleine Adelige.
II. Teil: Ein Magyar residiert in Pettau als "Herzog von Steier". Die grüne Mark im Kampf der Waffen. Die Grazer Regierung war dem Kaiser Rotbart (Kaiser Friedrich I. Barbarossa) nicht griin. Weil Köflach Marktrechte verliehen bekam, wurde Voitsberg gegründet. Die Sehnsucht nach dem Sonnenlande.
Im Drauwald an der Römerstraße - sie wird 1278 als "Königsweg" (via regia) bezeichnet, hielt in der kaiser- und herzoglosen Zeit neben den Herren von der Fall, Kienhofen, Wilthousen und Seldenhofen der tapfere Seyfried von Mahrenberg Wacht. Er schloß sich, wie es scheint, 1254 den Ungarn an, erhebt sich aber, wie andere Edle des Drautales, später gegen sie; Mahrenberg wird von ihnen belagert, doch nicht erobert.
Anno 1258 sammelt sich der unzufriedene Adel unter Hartnid von Pettau: denn "niht lenger si vertruogen die hochvart und den übermuot, den mit der lantliute guot die Unger heten hie getrieben..." Abgeordnete des Adels und der Städte bieten dem König Ottokar ihr Land an. Er nimmt den Antrag der Steirer gern an und schickt ein österreichisches Hilfsheer. Mit diesem vereint, treiben die steirischen Adeligen zu Ende des Jahres 1259 den ungarischen Statthalter mit seinen Truppen in kurzer Zeit aus dem Lande. Da kam Belas Sohn Stephan mit einem mächtigen Heer als Rächer in die Steiermark. Wir sehen Pettau umschlossen und ernstlich gefährdet, doch Salzburg sprang ein und verpfändete Stadt und Burg um 3000 Mark Silber an den Feind. Stephan residierte dann in Pettau als "Herzog von Steier". (Seine Tochter Maria von Ungarn heiratete Karl II. von Anjou). Gegnerische Kräfte zwang er mit Gewalt nieder, Haß und Abneigung gegen ihn waren im steirischen Adel groß. Kaum zwei Jahre nach dem Eindringen der Ungarn brach der Aufstand von neuem los, die Ungarn wurden vertrieben, und Pettau war von seinem fremden König befreit. Ein Führer im Aufstand gegen Stephan von Ungarn war der Minnesänger Ulrich von Lichtenstein, damals Landeshauptmann in der Steiermark.
Der Überraschungsangriff ist gut geplant und gut geführt. Bis in die Dunkelheit hinein geht das Schlachten. Wer in seiner Wundlache wimmert, wird auf immer still gemacht. In der Drau treiben Ertrunkene. Fern dem grausigen Feld finden Versprengte zueinander. Der Mahrenberger hat sich durchgeschlagen, lebt. Wunden, die er davongetragen hat, sehen schlimm aus. Der Mahrenberger?
Nachdem der Böhmenkönig das Land besetzt hatte, wandte sich Seyfried von Mahrenberg immer mehr dem Herzog von Kärnten zu. König Ottokar ernannte den Mahrenberger 1267 und 1268 zu einem seiner Gesandten beim Friedensschluß zwischen dem Patriarchen und dem Grafen Meinhard VI./II. von Görz. Er war ein leidenschaftlicher Ghibelline, ein treuer Anhänger des staufischen Kaiserhauses.
Die Steiermark steht nun ganz unter der Herrschaft des Böhmenkönigs, der sich vornehmlich auf die Städte stützt und den Adel, der auf Grund seiner in den letzten Jahren errungenen Machtfülle zu zersplitternder Eigenmächtigkeit neigte, kurz hält; ja, er läßt sogar die Burgen mehrerer unbotmäßiger Vasallen schleifen. Mit großen Herren ist nicht gut Kirschen essen ...
Inzwischen war Gertruds Sohn, Friedrich von Baden, dichterisch hochbegabt und sehr musikalisch, an Ottokars Hof verpflichtet worden. Die schönen Tage in Voitsberg sind zu Ende. Adel verpflichtet. Wahr und unwandelbar aber bleibt die Freundschaft, die Friedrich von Baden mit seinen Kindheitsgespielen und Waffengefährten Konradin hält, dem letzten noch lebenden legitimen Enkel des Staufenkaisers Friedrich II. Konradins Mutter, Elisabeth von Bayern, hatte in zweiter Ehe den Grafen Meinhard IV./II. von Görz geheiratet.
In Konradin flammte noch einmal, ein letztes Mal, die glühende Hohenstaufensehnsucht auf, an der schon so viele Nordmänner zugrunde gingen. Von Verona bis Syrakus durchzieht eine große deutsche Gräberstraße ganz Italien: denn die Bewohner der Alpenhalbinsel hatten für diese Liebe der Deutschen zu ihrem Lande kein Verständnis. Na, klar!
Das schwäbische Fürstengeschlecht der Hohenstaufen hat aus geschichtlichem Zwang wie aus innerem Triebe in ungestümem Tatendrang die Aufgabe zu lösen versucht Deutschland und Italien zugleich zu beherrschen. Dabei mußte es den Kampf mit dem Papsttum aufnehmen, das seinerseits sich zum Herrn über die Halbinsel zu machen strebte. Erfolg konnte dabei nur erzielt werden, wenn das Hohenstaufenhaus über das Festland hinausgriff und sich auch Sizilien untertänig machte. Friedrich I. Barbarossa ist diesen Weg gegangen, indem er seinen Sohn Heinrich VI. mit der Erbin Siziliens Constanze vermählte. In ihr umarmte Deutschland Italien, und die Frucht dieser Verbindung war der spätere Kaiser Friedrich II. Heinrich Vl. wäre vielleicht imstande gewesen, Herr des deutsch italienischen Schicksals zu werden, er ist eine der bedeutendsten Herrscherpersönlichkeiten. Wie so oft in der deutschen Vergangenheit bekam durch den frühen Tod des Kaisers die Geschichte eine andere Wendung. Ein dreijähriges Kind war der Erbe des Reiches.
Der Aufstieg dieses in Palermo herangewachsenen Knäbleins zum glanzvollen Kaiser Friedrich II., sein Ringen und Kämpfen, seine überlegene Geistigkeit, die noch den Zwiespalt zwischen Nord und Süd in seinem Innern nie überbrücken konnte, sein Sinn für Kunst und Wissenschaft, seine den Zeitgenossen weit vorauseilende Weltanschauung, kurz die ganze Persönlichkeit des Herrschers und Menschen, zieht jeden, der sich mit ihm beschäftigt, in seinen Bann. "Er ist der Höhepunkt der mittelalterlichen Geschichte, nach dem sich in glanzlosen Jahren die Deutschen immer wieder sehnten, den man nicht gestorben wähnte, sondern schlafend in die Tiefe des Kyffhäuserberges versetzte erst Friedrich Rückert hat in seinem Gedicht Friedrich Barbarossa, den Rotbart, dafür gewählt" (F. Schillmann).
Friedrich I. Barbarossa, Kaiser Rotbart. Die Grazer Regierung der Markgraf Ottakar IV. war damals noch unmündig war dem Staufer nicht grün, weil er dem Kloster St. Lambrecht, dem die Pfarre Piber mit ihren Tochterkirchen sowie der Voitsberger Bezirk gehörte, im Jahre 1170 für das Dorf Köflach Marktrechte verlieh; hier konnten demnach Jahrmärkte abgehalten werden, die einzigen im ganzen großen Bezirk. Verdammt noch mal!
Als die Grazer Regierung davon hörte, war sie ganz bedeppert. Sie gab zu bedenken, daß die via Gracensis, die Grazer Straße, in Judenburg endet, das wie Graz ein landesfürstlicher Marktort war. Und nun sollte der Mittelpunkt dieser Straße, Köflach, einem Kloster gehören und also in geistlicher Hand sich befinden? Nie und nimmer! Das darf nicht sein. Darum (und nur darum!) ließ die Grazer Regierung durch den Landesfürstlichen Ritter Gottfried von Dürnstein, der wahrscheinlich einer der Räte des minderjährigen Markgrafen war, auf Klostergrund die Burg Voitsberg errichten, zum Schutze und zur Bewachung der Straße. Ein weiterer Schritt vorwärts war dann die Gründung einer festen Stadt mit Turm und Tor, mit weitem Platz und engen Gassen, auf die Schloß Ober - Voitsberg von steiniger Höhe fast drohend herabsah. Und der dritte Schritt: "Nicht in Köflach, sondern in Voitsberg sollte jeder einkaufen und verkaufen, in Voitsberg sollten die fremden Kaufleute bei den Jahrmärkten, die etwa vierzehn Tage dauerten, mit ihren großen Wagen einkehren und große Zechen machen. Wohin mit der Freud."
Friedrich I. Barbarossas Enkel Friedrich II., Konradins Großvater, starb 1250 unbesiegt, aber er hatte keinen Erben seines Geistes. 1254 war, nur 26 Jahre alt, sein Sohn und Erbe Konrad im Feldlager zu Lavello in Apulien am Fieber gestorben, unglücklich und voll Sorgen, wie der Chronist berichtete: denn durch die Verbindung des Papsttums mit Frankreich zeichnete sich der Untergang seines Hauses ab, das Ende der deutschen Herrschaft in Italien (und damit der Glanzzeit deutscher Geschichte).
Konradin war, als sein Oheim starb, zwei Jahre alt. Er wuchs bei seiner Mutter an dem Ufern des Bodensees auf, wo ihn öfters der um zwei Jahre ältere Friedrich von Baden aus Voitsberg besuchte. Bis eines Tages auch in Konradin, dem letzten Fürsten aus dem deutschen Kaisergeschlecht der Staufer, die Sehnsucht nach dem Sonnenlande übermächtig wurde und er den Lockungen der Anhänger seines Großvaters gen Süden folgte und damit ins Verderben lief ...
III. Teil: Fackelzug und Feste ohne Zahl. Der Sturz des jungen Adlers: denn er will Deutschland und Italien zugleich beherrschen. Der Kampf mit dem Papsttum. Entscheidende Niederlage des letzten Staufers Gertruds Sohn muß sein Haupt unter das Beil des Henkers beugen. Ganz Rom war auf den Beinen, als am 24. Juli 1268 der sechzehnjährige Konradin, König von Jerusalem, sein Freund Friedrich von Baden aus dem steirischen Voitsberg und rund 2000 deutsche Ritter und Reisige ihren Einzug in der Stadt der Päpste hielten. Konradin, schön wie Apoll, frühreif, von glühendem Tatendrang und ungeheurem Stolz auf die Überlieferung seines Hauses beseelt, schien die nun fast zwei Jahrzehnte zurückliegende Zeit kaiserlichen Glanzes wiederzubringen.
Frauen und Mädchen waren entzückt von der Erscheinung des staufischen "jungen Adlers", wie ihn die Chronisten nannten. Es gab einen riesigen Fackelzug und Feste ohne Zahl, drei Wochen hindurch. Der Infant Heinrich von Kastilien, Senator und Stadtoberhaupt Roms, war ghibellinisch, staufisch gesonnen, ein Teil des Adels und die Mehrzahl der Bürger waren es gleichfalls. Ein kleines Privatissimum noch, sozusagen in Klammern: Die Ghibellinen (Waiblinger) waren die kaisertreue (Hohenstaufen) in Italien; ihre Gegner, also die Anhänger des Papstes nannten sich Guelfen (Welfen). Hie Welf!, hie Waiblinger.
Doch im nahen Viterbo saß der Papst Clemens IV., der jeden mit dem Bannfluch bedroht hatte, der für Konradins Erbansprüche eintrat, grollend in seinem festen Schloß. Ein Teil des hohen Adels von Rom hatte sich in seine Castelli in der Campagna zurückgezogen. Und über Sizilien und Unteritallen gebot, mit dem Segen des Heiligen Vaters, seit drei Jahren König Karl I. von Sizilien, aus dem französischen Haus Anjou, Bruder König Ludwigs des Heiligen von Frankreich.
Nach König Konrads Tod anno 1254 versucht (um Walter Görlitz zu zitieren) einer der Bastarde des großen Stauferkaisers Friedrich II. aus dessen Verbindung mit Bianca Lancia aus dem mächtigen Haus des Grafen von Loreto, Manfred von Hohenstaufen, Fürst von Tarent, gegen das Streben des Heiligen Stuhls das staufische Erbe in Italien unter seine Gewalt zu bringen. Der Papst, der mit allen Mitteln eine neue Verbindung zwischen dem Königreich Sizilien und Deutschland verhindern will, fördert die Thronwerbung Karls von Anjou. Und im Kampf gegen das französische Heer des angevinischen Königs fällt Manfred in der Schlacht am Flusse Calore bei Benevent am 26. Februar 1266.
Hohe Beamte Manfreds und ghibellinische Edelleute flüchten nach Süddeutschland an den bayrischen Hof. Konradin ist gerade fünfzehn geworden, als in ihm zur Bestürzung der Mutter im Schloß Hohenschwangau, der Plan reift, mit Hilfe der Manfredianer und der Ghibellinen das staufische Reich in Italien neu zu gründen. Aber auch die Mutter Friedrichs von Baden, Gertrude von Mödling in Voitsberg macht sich Sorgen um ihren Sohn, bange, trübe, druckende Sorgen: denn sie weiß, daß ihr Friedrich seinen staufischen Freund jetzt nicht im Stiche lassen, sondern mit hm nach Italien ziehen wird, wo schon viele Scharen von Deutschen zugrunde gingen. Nur wenige fanden dort ihr höchstes Glück, die meisten ihr Grab. Ein gefährliches Abenteuer. Denn Konradin sieht nur was war, nicht was ist. Er bedenkt nicht, daß er ein Opfer der französischen Rachgier werden könnte.
Der weite Stadtplatz von Voitesperch liegt im flutenden Licht der Sommersonne. Und so weit und frei schauen die Almen herein, daß ein Gefühl des Eingeschlossenseins im Rund der Ringmauern selbst dann nicht recht aufkommen könnte, wenn ein fremdes Kriegsvolk vor den Toren läge. Auf dem Platz steht eine gaffende Menge und schaut hinauf zum "gesloss am Purchperg", wo wieder einmal eine Malefizperson auf kurzem Wege durch das Pförtlein im Burgturm dem Stadtrichter "in sein Handen eingeantwortet" wird.
Gertrude von Mödling, die letzte Babenbergerin, verläßt soeben ihr "nyder havs". Nicht zur Mühle an der Kainach vor dem Spielertore lenkt sie heute ihre Schritte, sondern durch das Spital oder Tregisttor zur Pfarrkirche von St. Margarethen, wo im Freithofschatten um die Kirche all die Bürger und Ratsverwandten friedlich schlafen. Knapp östlich der Einmündung des Tregisttales in das Kainachtal gelegen, steht die der Hl. Margaretha geweihte Stadtkirche inmitten einer dünn bevölkerten, weithin waldbedeckten und im Tale versumpften Gegend außerhalb der Ringmauern, vereinsamt und schutzlos wie die Kirche von Heiligenstatt an der Burgfriedgrenze beim Kröpflsteg.
Über weichen Wiesenboden schreitet Gertruds Fuß, einem bunten Teppich gleich liegt der Talgrund hingebreitet da, von Sommerlust und Sonnenglast umspielt. Im Süden umrandet von den Weinhügeln um Ligist, deren Wellenkämme in freien Rhythmen Felder, Weingärten und Wälder tragen. Im Westen aber liegt ein wenig weiter entfernt, die weite Woge des wuchtig geschwungenen Koralpenbogens, hinter dem bereits das Kärntnerische beginnt, und als Schutz und Schirm der Stadt, im Rücken nordwärts vorgelagert, wellt der Burgberg hin, weinrebenumkränzt. Hoch in der Luft kreist ein kleiner Punkt in immer engerem Bogen. Es ist ein Sperber und sein "Hiää" tönt drohend aus der Höhe.
Gertrude ist ganz in Gedanken. Sie hat schlimme Kunde vom Bischof Ulrich von Seckau, Erzbischof von Salzburg, der, vom Schlage gerührt, der Sprache beraubt, auf Piber dahinsiecht. Seine Tage sind gezählt. Gertrude ist in gedrueckter Stimmung. Sie macht sich schwere Gedanken. Leise betritt sie die St. Margarethenkirche. Die Luft im Gotteshaus ist kühl. Fromm, mit gefalteten Händen, liegt die Herzogin auf den Knien und betet. Betet inbrünstig für ihren Sohn, um dessen Leben sie bangt ...
Als Piber im September 1960 sein 900 jähriges Bestehen feierte, wurde in der großen Reitschule des Ortes mit reichem Erfolg ein von Helmut Kersch, damals Hauptschullehrer in Köflach, verfaßtes dramatisches Gedicht in vier Akten, "Bischof Ulrich von Piber", uraufgeführt. Hauptgestalten dieses Festspiels, das auf Burg Obervoitsberg, Schloß Pettau und in Piber spielt, sind "Bischof Ulrich von Seckau, zugleich Pfarrer in Piber, Gertrude von Babenberg zu Voitsberg, Herzogin genannt, ihr Sohn Friedrich von Baden und Agnes, ihre Tochter, sowie Seyfried von Mahrenberg und Friedrich von Pettau". Das historische Spiel löste damals stürmischen Beifall aus.
Nach dem Festrausch in Rom marschiert Konradin von Hohenstaufen endlich Mitte August mit seinem Voitsberger Freunde Friedrich von Baden, dem Infanten von Kastilien und nunmehr rund 6000 Mann deutscher, spanischer und italienischer Reiterei ins Feld, um nach dem Stammland Apulien durchzubrechen. Hier kommt es am Donnerstag, dem 23. August 1268, zum Zusammenprall beider Ritterheere am Flusse Salto in der Nähe des Dorfes Tagliacozzo, nach dem die Schlacht ihren Namen erhalten hat. Konradins Heer marschiert in drei Treffen westlich des Salto auf, die Königlichen östlich des Flußlaufes. König Karl hat sein drittes Treffen geschickt in Reserve hinter einer Bodenfalte verborgen aufgestellt, etwa tausend französische Ritter. Im Laufe des Vormittags gelingt es den Konradinern, die beiden ersten Treffen des Königs völlig zu werfen, sie nehmen die Brücke über den Salto an der Valeria und greifen auch in der linken Flanke des Gegners an. Einen Augenblick lang wähnt der Anjou König, es sei alles verloren. Dann zerstreut sich das staufische Heer bei der Plünderung des feindlichen Feldlagers, und König Karl greift mit dem Reservetreffen an. Konradin und Friedrich von Baden, dessen Mutter in Voitsberg so eine Ahnung hat, als ob ihr Sohn nicht wiederkäme versuchten vom Schlachtfeld zu entkommen, werden von einem antighibeliinischen Grundherren gefangengesetzt und an den Anjou ausgeliefert.
König Karl I. ist überzeugt, daß man, will man Ruhe haben, den letzten Staufer beseitigen muß. Gegen Konradin, Friedrich von Baden und etliche Gefolgsleute wird "wegen Raub und Verrat" ein Scheinprozeß inszeniert. Die königlichen Richter wissen, wie sie zu urteilen haben. Am 29. Oktober 1268 werden Konradin und Friedrich von Baden auf dem Campo Moricino, der heutigen Piazza del Mercato, in Neapel vor den Augen des Volkes mit dem Beil hingerichtet.
Durch die stillen, nachtdunklen Gassen des weststeirischen Voitsberg jagt ein Reiter. Vor dem Haus der Herzogin Gertrude greift er dem Roß hart in die Zügel und pocht mit seinem Schwert an das Tor. Es ist ein ganz sonderbares Klopfen ...
"Nithard... ?" fragt es vorsichtig in die Nacht. Dann schlürfen eilige Schritte auf den steinernen Fliesen, das Tor wird geöffnet und die Herzogin zieht den späten Gast in ihre Stube, in welcher der brenzliche Geruch eines eben entfachten Kienspans wolkt.
Wütend schlägt Junker Nithard auf den Tisch. "Ja, es ist so! Euer Sohn und sein Freund Konradin von Hohenstaufen wurden in Neapel vor den Augen des Volkes enthauptet. Das Entsetzen in Italien über diese ruchlose Tat des Anjou Herrschers ist allgemein. Pech und Schwefel über diesen gemeinen Lumpen! Doch in Deutschland findet der Untergang der Staufer kein Echo mehr. Traurig, aber wahr."
Die ahnenstolze Babenbergerin, ein schönes Weib von hohem Wuchs und majestätischer Haltung, zudem auch von ungewöhnlichem Geiste, litt bereits seit Tagen schwer unter Eindruck des tausendzüngigen Gerüchtes, daß ihr Sohn sein Haupt unter das Beil des Henkers in Neapel beugen mußte. Trotzdem ist sie auch jetzt wieder so erschrocken, daß sie nicht sprechen kann. Denn mit ihrem Sohne Friedrich starben die Babenberger auch in der Nebenlinie aus, nachdem sie in der Hauptlinie bereits mit ihrem Onkel Herzog Friedrich dem Streitbaren erloschen waren.
Gertrude starrt stumm zu Boden. In ihren Gedanken spiegelt sich die Zeit: der schöne, aber beängstigende Traum der Hohenstaufen ist ausgeträumt. In den steirischen Grafschaften schwelt bereits die Glut drohender Empörung gegen den Böhmenkönig Ottokar, diesem verhaßten welfischen Eindringling auf österreichischem Boden. Erst kürzlich hat er dem greisen Ritter, berühmten Minnesänger und Staatsmann Ulrich von Liechtenstein die Frauenburg bei Unzmarkt genommen; Schloß Wurmberg, das auf einem hohen, knapp über dem Draustrom sich erhebenden Berge weithin das Pettauer Feld überschaute und das dem Swiker von Hollenburg in Kärnten gehörte, hat der König zerstören lassen, was der steirische Reimchronist mit folgenden Worten berichtet: "dacz Wurrnberich fült er den graben mit den Purckhmawenrn..."
Der breite, klobige Junker Nithard hält seinen Kopf in die Hände gestützt und schielt durch die Finger nach der Herzogin
"Ich habe munkeln gehört, daß König Ottokar Euch den Zehent nehmen will, samt und sonders vor allem die Einnahmen von Voitsperch..."
Gertrude sackt zusammen, als habe sie der Morgenstern, eines rebillischen Bauern in den Nacken geschlagen. "Junker! Um Himmels willen sprecht Ihr die Wahrheit?"
Junker Nithard nickt mit dem Kopfe.
Durch die Fensterbalken stehlen sich die ersten Strahlen, der aufgehenden Sonne; sieghaft überwindet das Licht die Finsternis und rund im sonnenbeschienenen Weststeirerland verkriecht sich das Nachtgetier in seine mulmigen Winkel.
An der Tür klingt ein leises Klopfen. Das Kammermädchen der Herzogin buckelt, erstaunt ob der frühen Regsamkeit, ins Zimmer. "Euer Hohheit, die Knechte berichten eben, daß unser allergnädigster Prinz hier weitum von Hoch und Nieder beweint wird".
"Gott sei seiner armen Seele gnädig!" seufzt die Herzogin. Schwer läßt sie sich in den Stuhl fallen; ihre schmalen Hände decken das bleiche Gesicht.
Draußen hinkt auf seinem Stelzfuß der Stadtknecht Jörg vorbei. Beim letzten Aufstand gegen die ungarischen Peiniger haben ihn die "Kuruzzen" übel zugerichtet.
IV. Teil: In der ersten Kartause des Deutschen Reiches Stille, klösterliche Welt
Auch der Mahrenberger wurde hingerichtet, Gertrude wird aus dem Vaterland verbannt, flieht nach Sachsen und geht dort ins Kloster.
Nachdem Gertrudens Tochter Agnes den Kärntner Grafen Ulrich von Heunburg geheiratet hatte, wurde sie mit einem Teil der bisherigen Besitzungen ihrer Mutter, unter ihnen auch Voitsberg, ausgesteuert. Gertrude zog nach Windischfeistritz, "der Not gehorchend, nicht dem eignen Trieb". Die Burg der Feistritzer stand damals noch in dem am Bachernabhang gelegenen Juritschendorf. Doch was innerhalb der Ringmauern des Städtchens am Rande des kleinen Talkessels, beschlossen lag, war bereits eine kleine Welt für sich, voll tüchtigen Gemeinsinns zumeist und kluger Vorsicht, aber nicht immer ohne störrische Hemmungen einzelner.
Von dort aus ritt Gertrude oft und gern durch die Talfalte der Gonobitzer Berglandschaft in das waldstille, weltferne "Tal des heiligen Johannes". Dort, im tiefsten Winkel dieser Waldwelt stand bereits seit hundert Jahren, ungeheuer weltabweisend und gottfühlend, das Kloster Seitz, die erste Kartuse des Deutschen Reiches. Um die Erdenferne der hellen, himmelanschwebenden gotischen Kirche schloß sich der Ring der wehrhaften Bauten mit den dickleibigen Wehrtürmen einer kampfbewegten Zeit. Welch seltsamer Gegensatz von Zeitnot und gottsehnsüchtiger Seele! Hier hatte die Welt ein Ende. Berg und Waldhänge zu beiden Seiten traten weit zurück und starrten von ferne in die stille, klösterliche Welt hinein, in der damals Bruder Philipp aus Franken nach einer lateinischen Quelle sein mehr als zehntausend Verse umfassendes "Marienleben" dichtete: "Bruder Philipp bin ich genannt in dem Orden von Carthus. geschriben han ich in dem hus ze Seitz ditz selbe büechelin.." gewidmet dem Deutschen Orden in Preußen ...
Ein gerngesehener, häufiger Gast Gertrudens in Windischfeistritz war Seyfried von Mahrenberg, der Widersacher König Ottokars von Böhmen; sein "castrum Merenberch" eine der ältesten Burgen des Landes erhob sich auf steilem Bergkegel dort, wo der vom Radel (ober Eibiswald) herabkommende, viel benutzte Saumpfad ins Drautal herabsteigt. Im Dezember 1270 war der Mahrenberger beim Herzog von Kärnten zu Besuch, ein Jahr darauf wurde er in Mahrenberg verhaftet, nach Prag geführt und hingerichtet; in Mahrenberg beigesetzt, wurde er als Märtyrer und Heiliger verehrt, weil er Wunder wirkte. Der steirische Reimchronist Otakar aus der Gaal und Grillparzer setzten ihm ein Denkmal, Gertrude selbst wurde nach der keineswegs aufgeklärten Verschwörung gegen König Ottokar an deren Spitze der Mahrenberger gestanden haben soll, aus dem Vaterland verbannt. Sie floh nach Sachsen, wo sie ins Kloster geht. Dort lebt sie noch einige bittere Jahre lang, auf ihr Leben zurückblickend wie auf einen Traum, der nichts von allem äußeren Glanze, von Reichtum und Macht in ihren Händen übrig gelassen hat. Vielleicht dachte sie dort auch über die Torheit ihrer Intrigen gegen den Böhmenkönig nach. Vielleicht. Aber gewiß dachte sie oft an Liupold von Gonobitz der, als ihn alte Sünden drückten, vom Prior Peter von Seitz in die waldrauschende Einsamkeit der Kartause hinter der Gonobitzer Gora aufgenommen wurde, damals, als sie noch in Windischfeistritz wohnte und sich verdächtig machte, mit Seyfried von Mahrenberg heimliche, finstere Ränke zu schmieden.
Die Verbannte, um allen Inhalt, um Glanz und Glück dieses Lebens Gekommene, sehnte sich nach der Heimat. Nach den schönen Tagen in Voitsberg, wo sie inmitten ihres kleinen Hofes, ihrer Kinder und ihrem Hause lebte und sich kaum um die großen politischen Bestrebungen und kriegerischen Unternehmungen des Böhmenkönigs kümmerte.
Das Andenken an ihren Sohn Friedrich im Herzen, der den jämmerlichsten aller Tode sterben mußte, währte ihr Leben nur noch eine kurze Zeit. Im Kloster starb sie ihrem Sohne nach und in Sachsen ward die Ruhestätte der letzten Babenbergerin. So hatte König Ottokar alle Anwärter auf das Babenberger Erbe aus dem Felde geschlagen.
Der junge Adler Konradin von Hohenstaufen war das letzte Licht einer versunkenen Epoche. Der erste Kaiser nach der kaiserlosen Zeit, Rudolf von Habsburg, war nicht mehr der Gebieter über die Könige der Welt. Nie mehr zog ein Kaiser nach Italien, um sich in Rom krönen zu lassen. Sie waren nun alle nicht mehr das weltliche Oberhaupt der Christenheit, der Herr Europas.
Anno 1273, vor 700 Jahren also, Kaiser geworden, löste Rudolf von Habsburg Jahre später das Amt "Voitsperch" samt der Stadt mit den "castris superiore ei inferiore" der oberen und der unteren Burg) sowie den Weingärten bei Voitsberg (auf dem von Hochtregist herabkommenden Westlichen Höhenzug, auf den flachen Höhen des Kühberges, auf den Höhen von Kowald südlich der Kainach und auf dem Südhang des Obervoitsberger Schloßberges gelegen), dermals dem Grafen Ulrich von Heunburg und seiner Gemahlin Agnes, Gertrudens Tochter, zum Pfand gegeben, wieder ein. Die Burghut über beide Schlösser beließ er dem Edelgeschlecht der Hanauer. Voitsberg war nun wieder im Besitz des Landesfürsten.
Somit beschließen wir unser erinnerungsschweres Hinüberschauen in die Vergangenheit, das der Voitsberger Industrielärm von heute übertönt und fortnimmt.
Doch auf den Hügelweiten und in den Taltiefen an der oberen Kainach locken immer wieder steinerne Zeugen einer längst vergangenen Zeit zu neuen Fahrten und Abenteuern mit den Gestalten aus dem Gestern.
"Helfried Patz (Österreich)"
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