Göttinger Manifest

Göttinger Manifest

The Göttinger Manifest was a declaration of 18 leading nuclear scientists of West Germany against arming the West German army with tactical nuclear weapons in the 1950s, the early part of the Cold War, as the West German government under chancellor Adenauer had suggested.It was the first time in Germany that scientists felt responsible for political decisions and their consequences.

Historical situation

In the Second World War some of the signing scientists had been members of the Uranverein, a nuclear research project of the Nazi regime. The war ended with the nuclear destruction of the cities of Hiroshima and Nagasaki.After World War II the Cold War began. Germany was divided, and both German states were frontier states in the Cold War. After the Korean War (1950 - 1953), West Germany founded its own army, the Bundeswehr, in 1953. There were many protests against the remilitarisation of West Germany. A few months after the foundation of the West German army, the Eastern German state founded an army, too.

In 1953 the hydrogen bomb was invented. A short time later both Superpowers, the USA and the Soviet Union, had a so-called overkill potential. In the whole world and especially in the frontier states of the Cold War there was a great fear of nuclear war at that time. A few years later, in the Cuban Missile Crisis, it was felt the existence of mankind was under threat.

The Göttinger 18 wrote the following manifesto on April 12 1957:

The Manifesto

The plans to arm the Bundeswehr with atomic weapons worry the signing atomic researchers very much. Some of them wrote to the responsible authorities in the last months. Today it's a question of public interest. The signing people feel responsible to inform the people about things that every expert but not the normal people know.

1. Tactical nuclear weapons have the same destructive effect as normal atomic bombs. "Tactical" means only, that they will be used against operating troops on the ground too, not only against civilians. Every tactical atomic bomb or granate has a similar effect as the first atomic bomb of Hiroshima. Because of their large number, tactical atomic weapons in sum will have much more destructive potential. As "smart" they are declared only in comparison to the "strategic" hydrogen bomb.

2. There is no elemental limit known for the development of the live destructing effect of strategic nuclear weapons. A tactical atomic bomb can destroy a small town, but an H bomb is able to make a countryside of an area like the Ruhr area uninhabitable for a long time. Through the diffusion of the radioactivity today it would be possible to kill the whole population of West Germany by using H bombs. We know no technical possibility to protect a large population from this.

We know, it is very difficult to take political consequences by this facts. We, as non-politicians, will nobody attest the competence. Our profession is pure science and its application and to force young people to work in our science, but we are responsible for the consequences of our research. By this fact, we cannot keep silent to all political questions. We admit ourselves to the freedom, like the western world defends against communism today. We do not deny that the fear of the H bomb has an important rule on peace keeping in our world and protecting freedom in a part of the world. But we do not believe that this way of peace and freedom protection works for all time, and are frightened of the killing consequences in the case of failure. We cannot give advice for the politics of the Great Powers. But we believe, for a small country like the Federal Republic of Germany the best way of peace keeping and protecting itself would be a voluntary abdication of having all kinds of nuclear weapons. None of the signatories would work on a military nuclear project. At the same time we challenge research on peaceful use of nuclear energy.

Fritz Bopp, Max Born, Rudolf Fleischmann, Walther Gerlach, Otto Hahn, Otto Haxel, Werner Heisenberg, Hans Kopfermann, Max v. Laue, Heinz Maier-Leibnitz, Josef Mattauch, Friedrich-Adolf Paneth, Wolfgang Paul, Wolfgang Riezler, Fritz Straßmann, Wilhelm Walcher, Carl Friedrich Frhr. v. Weizsäcker, Karl Wirtz

German original text

Die Pläne einer atomaren Bewaffnung der Bundeswehr erfüllen die unterzeichnenden Atomforscher mit tiefer Sorge. Einige von ihnen haben den zuständigen Bundesministern ihre Bedenken schon vor mehreren Monaten mitgeteilt. Heute ist eine Debatte über diese Frage allgemein geworden. Die Unterzeichnenden fühlen sich daher verpflichtet, öffentlich auf einige Tatsachen hinzuweisen, die alle Fachleute wissen, die aber der Öffentlichkeit noch nicht hinreichend bekannt zu sein scheinen.

1. Taktische Atomwaffen haben die zerstörende Wirkung normaler Atombomben. Als "taktisch" bezeichnet man sie, um auszudrücken, daß sie nicht nur gegen menschliche Siedlungen, sondern auch gegen Truppen im Erdkampf eingesetzt werden sollen. Jede einzelne taktische Atombombe oder -granate hat eine ähnliche Wirkung wie die erste Atombombe, die Hiroshima zerstört hat. Da die taktischen Atomwaffen heute in großer Zahl vorhanden sind, würde ihre zerstörende Wirkung im ganzen sehr viel größer sein. Als "klein" bezeichnet man diese Bomben nur im Vergleich zur Wirkung der inzwischen entwickelten "strategischen" Bomben, vor allem der Wasserstoffbomben.

2. Für die Entwicklungsmöglichkeit der lebensausrottenden Wirkung der strategischen Atomwaffen ist keine natürliche Grenze bekannt. Heute kann eine taktische Atombombe eine kleinere Stadt zerstören, eine Wasserstoffbombe aber einen Landstrich von der Größe des Ruhrgebietes zeitweilig unbewohnbar machen. Durch Verbreitung von Radioaktivität könnte man mit Wasserstoffbomben die Bevölkerung der Bundesrepublik wahrscheinlich schon heute ausrotten. Wir kennen keine technische Möglichkeit, große Bevölkerungsmengen vor dieser Gefahr sicher zu schützen.

Wir wissen, wie schwer es ist, aus diesen Tatsachen die politischen Konsequenzen zu ziehen. Uns als Nichtpolitikern wird man die Berechtigung dazu abstreiten wollen; unsere Tätigkeit, die der reinen Wissenschaft und ihrer Anwendung gilt und bei der wir viele junge Menschen unserem Gebiet zuführen, belädt uns aber mit einer Verantwortung für die möglichen Folgen dieser Tätigkeit. Deshalb können wir nicht zu allen politischen Fragen schweigen. Wir bekennen uns zur Freiheit, wie sie heute die westliche Welt gegen den Kommunismus vertritt. Wir leugnen nicht, daß die gegenseitige Angst vor den Wasserstoffbomben heute einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung des Friedens in der ganzen Welt und der Freiheit in einem Teil der Welt leistet. Wir halten aber diese Art, den Frieden und die Freiheit zu sichern, auf die Dauer für unzuverlässig, und wir halten die Gefahr im Falle des Versagens für tödlich. Wir fühlen keine Kompetenz, konkrete Vorschläge für die Politik der Großmächte zu machen. Für ein kleines Land wie die Bundesrepublik glauben wir, daß es sich heute noch am besten schützt und den Weltfrieden noch am ehesten fördert, wenn es ausdrücklich und freiwillig auf den Besitz von Atomwaffen jeder Art verzichtet. Jedenfalls wäre keiner der Unterzeichnenden bereit, sich an der Herstellung, der Erprobung oder dem Einsatz von Atomwaffen in irgendeiner Weise zu beteiligen. Gleichzeitig betonen wir, daß es äußerst wichtig ist, die friedliche Verwendung der Atomenergie mit allen Mitteln zu fördern, und wir wollen an dieser Aufgabe wie bisher mitwirken.

Fritz Bopp, Max Born, Rudolf Fleischmann, Walther Gerlach, Otto Hahn, Otto Haxel, Werner Heisenberg, Hans Kopfermann, Max v. Laue, Heinz Maier-Leibnitz, Josef Mattauch, Friedrich-Adolf Paneth, Wolfgang Paul, Wolfgang Riezler, Fritz Straßmann, Wilhelm Walcher, Carl Friedrich Frhr. v. Weizsäcker, Karl Wirtz


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